Grußwort von Olli

iwwLiebe KollegInnen,

als Mitglied und Aktivist der Industrial Workers of the World [IWW] möchte ich Euch herzliche und solidarische Grüße aus dem Tegeler Verlies senden.

Vor fast genau 108 Jahren wurde die IWW in Chicago gegründet. Der durch die IWW vertretene revolutionäre Unionismus steht im klaren Widerspruch zu den staatstragenden und sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften: Von der IWW wird nicht die berufsspezifische, rassistische und sexistische Spaltung der beschäftigten und Beschäftigungslosen betrieben, im Mittelpunkt steht perspektivisch die Schaffung der „One big Union“.

Mit dieser Überwindung von klasseninternen Trennungslinien soll aus eigener Kraft eine Klassensolidarität von unten aufgebaut werden., die sich gegen den kapitalistischen Alltagswahn aktiv richtet. Ein organisatorischer Ansatz, der nicht nur sympathisch ist, sondern auch eine klare Zielsetzung benennt: für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!

Die IWW-Geschichte ist auch eine von Knast, Deportaktionen und Hinrichtungen. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg wurden AnhängerInnen der IWW weltweit mit staatlichen Repressalien überzogen. Die Gegenwehr von IWWlerInnen gegen kapitalistische Krise und Krieg ließ sich dennoch nicht ersticken.
In den vergangenen Jahren verspürte die IWW im deutschsprachigen Raum einen kleinen Aufwind – auch in Berlin, so dass die organisatorische Basis für die Popularisierung des unionistischen Gedankens breiter wird. Eine Entwicklung, die mich an diesem Punkt zuversichtlich stimmt.

Der Rätekommunist Otto Rühle geht in einem seiner Texte gegen die verbreitete Tatenlosigkeit und gegen sie fehlende Courage an, wenn er schreibt: „Was fehlt uns noch? Nur der Glaube an uns. Nur der Wille zum Werk. Mut zur Utopie!“

Mit dieser Anregung will ich schließen. Solidarische Grüße an die KollegInnen der IWW, der FAU und alle GenossInnen / FreundInnen, die uns als Betroffene der Razzien vom 22.5. unterstützen.

Euch Allen vielen lieben Dank!
Olli
Berlin, 22.6.2013